Friktionen

Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit dem Berliner Hörspielfestival, es wird im Programm von Radio Industry vom 8.-21. September täglich 14-15 Uhr Hörspiele und Beiträge aus dem aktuellen Programm und aus dem Archiv des Berliner Hörspielfestivals geben. 

 

Montag 8.9. / Niksloska

Moritz bezieht online Wohlfühl-Dragees - bis ein winziger Buchungsfehler das Wohlfühlen beendet und eine Ereignis-Lawine auslöst, die in eine Sondersitzung des Weltsicherheitsrates mündet. Viele schräge Lieder und Szenen laden begleiten die abenteuerliche Reise in ein arktisches Steuerparadies sowie nach Heringsdorf.

Seit es Stimmwandel-Tools wie das verwendete Elevenlab gibt, kann ich den Cast der Mitwirkenden mit nur einer einzigen Sprechstimme, der meinen, nahezu unbegrenzt erweitern. Und auf meine Texte lieferte die Musik-KI Suno erstaunlich sensible Vertonungen, sodass man beinahe von einem Hörmusical sprechen kann. Trotz der KI-Tools bin ich mir meiner Urheberschaft der Geschichte absolut sicher - und singe ja auch selbst bei einigen Songs mit und ergänze das musikalische Arrangement. Der Krisenherd selbst, die Grenzregion zwischen Russland und den USA, erweist sich übrigens von Tag zu Tag aktueller. Und ansonsten habe ich dem Affen Groteske hemmungslos Zucker gegeben, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.

Frank Rawel, geboren 1957, hat nach 47 Jahren Arbeit für den Hörfunk 2019 mit der Produktion von Hörspielen begonnen, als Hobby im kleinen eigenen Heimstudio. Mehr als 30 Produktionen sind entstanden, darunter etliche preisnominierte und Gewinner (Hörspielinsel Chemnitz). Schreibt alle Texte, spricht alle Rollen (mittlerweile unterstützt durch KI-Stimmwandel-Tools), macht die Musik und das Sounddesign.

49:44 min / 2024

Autor + Regie + Ton + Sprecher: Frank Rawel

Musik: Frank Rawel / KI Suno

 

Dienstag 9.9. / Verlorene Stimmen des Widerstands - Bizim Radyo

inhalt: Während des Kalten Krieges nutzten West und Ost den Hörfunk zur Verbreitung ihrer Ideologien. Die Kommunistische Partei der Türkei (TKP) betrieb in der DDR zwei Geheimsender, darunter Bizim Radyo, gegründet 1958 unter Leitung von Nâzım Hikmet. Ziel war es, Widerstand in der Türkei zu mobilisieren, doch auch türkische Arbeiter*innen in der BRD hörten mit. 1989 löste sich der Sender auf. Heute ist Bizim Radyo kaum bekannt, obwohl es eine wichtige ostdeutsche Migrationsgeschichte erzählt.

Während des Kalten Krieges nutzten sowohl westliche Staaten als auch die Sowjetunion, ihre Verbündeten sowie kommunistische Gruppen, den Hörfunk zur Verbreitung ihrer Werte und Ideen. Auch die Kommunistische Partei der Türkei (TKP) betrieb zu DDR-Zeiten zwei Geheimsender über das Auslandsbüro in Leipzig. Der erste und bekanntere Sender, Bizim Radyo (Unser Radio), wurde 1958 gegründet und anfangs von dem Lyriker Nâzım Hikmet geleitet. Das ursprüngliche Ziel war es, die Bevölkerung in der Türkei zum Widerstand zu mobilisieren, denn dank seiner soliden Infrastruktur erreichte der Sender Orte, die der staatliche Rundfunk nicht erreichen konnte. Doch auch in der Bundesrepublik stießen die Inhalte auf Interesse unter den neu ankommenden Arbeiter*innen aus der Türkei. Die Sendungen umfassten neben Nachrichten auch politische Analysen, Musik und kulturelle Beiträge. Kurz vor dem Mauerfall löste sich der Sender 1989 auf. Ein Großteil der ehemaligen Belegschaft kehrte in die Türkei zurück oder setzte ihr Exil andernorts fort, wenige Menschen und Geschichten blieben in Ostdeutschland. Heute ist Bizim Radyo in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, obwohl es eine bedeutende ostdeutsche Migrationsgeschichte darstellt, in der sich transnationale politische Kämpfe widerspiegeln.

 

Das Masterprojekt von Kaya Peters im Studiengang Medienkunst / Mediengestaltung an der Professur für Experimentelles Radio ist eine wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit dem unsichtbaren Erbe dieses Senders. Dafür wurde ein dokumentarisches Hörspiel aus den Biografien einiger Mitarbeiter*innen und weiterem Archivmaterial entwickelt und produziert, mit der Bestrebung, die verlorenen Stimmen wieder hörbar zu machen.

Kaya Peters absolvierte seinen Master in Urbanistik und Medienkunst / Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar und lebt heute in Belrin. Seine Interessen liegen in Themen wie Erinnerungskulturen, Migrationsregimen, Postmigrantische Gesellschaft und sozialen Bewegungen.

56:12 min / 2024

Autor, Regie, Musik: Kaya Peters

Sprechende: Sasun Sayan, Füsun Cibir, Taies Farzan, Yılmaz Atmaca, Sebastian Kowski, Eda Aydın, Leon Kostner, David Frommhold

 

Mittwoch 10.9. / No one is coming except the waves

Im April 2019 steigen in Libyen 30 Menschen in ein blaues Holzboot und fahren in die Nacht des Mittelmeers hinaus. Als sie kurz darauf per Satellitentelefon einen Notruf absetzen, beginnt für die Organisationen der zivilen Seenotrettung ein Wettlauf gegen die Zeit und das Wasser, das bereits ins Boot eindringt.

Tausende Menschen wagen jedes Jahr die Überfahrt über das Mittelmeer – in überfüllten, oft seeuntauglichen Booten, ohne Rettungswesten, ohne sichere Perspektive. Um ihnen zu helfen, navigieren die Organisationen der zivilen Seenotrettung  Schiffe und Flugzeuge, betreiben Notfall-Hotlines und üben Druck auf Küstenwachen aus. 

Das Kurzfeature No one is coming except the waves dokumentiert einen Fall der zivilen Seenotrettung auf Basis von Original Funksprüchen, Logbuch Einträgen und literarischen Texten von Geflüchteten. Es beleuchtet Hintergründe, Ursachen und Umstände von Flucht und gibt einen Einblick in die Arbeitsweise und die Herausforderungen der zivilen Seenotrettung. Dabei stellen sich viele bedrückende Fragen: Warum greifen Schiffe oft nicht ein, obwohl sie in unmittelbarer Nähe sind? Warum sind zuständige Küstenwachen teils nicht zu erreichen? Warum finanzieren europäische Staaten die in der Kritik stehende libysche Küstenwache? Warum kommt niemand? 

Das Feature basiert auf der gleichnamigen szenischen Lesung des Vereins Sea-Watch, entwickelt in Zusammenarbeit mit Sandra Flachmann, Christiane Holtschulte und zahlreichen Freiwilligen. Die Lesung wurde bereits mehrfach live aufgeführt. Das Hörstück dokumentiert drei Fälle ziviler Seenotrettung und setzt sich aus dokumentarischen Fragmenten zusammen: Logbucheinträge der NGO Alarm Phone, original Funkaufnahmen von Sea-Watch, sowie Auszüge aus rechtlichen Texten zur Seenotrettung. Diese werden verwoben mit literarischen Stimmen Geflüchteter: etwa Auszügen aus Imad Al Sulimans Roman Das Jasmin Inferno, in dem der Autor seine Flucht über das Mittelmeer beschreibt, sowie poetischen Texten und Musik – unter anderem von Parwana Amiri, Warsan Shire, Samo Rane, Khebez Dawle und Abdel Wahab Mohamed Youssef.

Im Herbst 2024 begann Alexander Scharf mit der Umsetzung eines Teils der Lesung als Radiofeature. Das Ergebnis dient als Pilotprojekt für eine längere Fassung. Aufbauend darauf soll im Herbst 2025 die Arbeit an einem zweiten Stück beginnen, für das Sea-Watch e.V. einen weiteren aktuellen Rettungseinsatz dokumentieren wird.

 

Sea-Watch ist eine Initiative, die sich der zivilen Seenotrettung im zentralen Mittelmeer verschrieben hat. Angesichts  der andauernden und staatlich initiierten humanitären Katastrophe leistet sie akute Nothilfe, fordert und forciert Rettungseinsätze durch die zuständigen europäischen Institutionen und steht öffentlich für legale Fluchtwege, Bewegungsfreiheit und ein solidarisches Europa ein. In Zusammenarbeit mit vielen Akteuren entwickelte der Verein die gleichnamige szenische Lesung auf der das Feature basiert. 

Alarm Phone ist ein transnationales Projekt, das eine 24-Stunden-Hotline für Menschen in Seenot betreibt und Informationen über Notfälle an Behörden und umliegende Schiffe weiterleitet. Die Logbucheinträge der Organisation dokumentieren einen wesentlichen Teil des Geschehens im Stück.

Imad Al Suliman ist Autor und Menschenrechtsaktivist, geboren und aufgewachsen in Syrien. Nach seiner Flucht 2015, lebt und studiert er heute in Berlin. In seinem Tatsachenroman „Das Jasmin Inferno“ schildert eindringlich die Realität von Flucht und analysiert ihre Ursachen. Ausschnitte des Romas bilden einen wichtigen Teil des Stücks. 

Parwana Amiri ist eine afghanische Dichterin, Autorin und Menschenrechtsaktivistin, die 2018 mit ihrer Familie nach Europa floh und das berüchtigte Flüchtlingslager Moria erreichte. Dort begann sie, ihre Erfahrungen und die ihrer Mitgeflüchteten  festzuhalten. Im Feature sind Teile ihres Gedichts Your eyes bother us zu hören. 

Christiane Holtschulte ist freie Dramaturgin, Künstlerberaterin, Projektmanagerin und verwirklicht interdisziplinäre Projekte. Als künstlerische Leiterin erarbeitete sie mit Sea-Watch das Skript der szenischen Lesung. 

Alexander Scharf ist freiberuflicher Tongestalter für darstellende Künste und Neue Medien und studiert Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar mit Schwerpunkt auf Experimentelles Radio und elektroakustische Komposition. Für das Feature führte er Regie und erarbeitete Sound und Komposition.

23:21 / 2025, 

Autor: Sea-Watch, Imad Al Suliman, Parwana Amiri, Christiane Holtschulte, Sandra Flachmann, Alexander Scharf, u.v.m.

Gruppe: Sea-Watch

Regie, Musik, Ton: Alexander Scharf

Sprechende: Nadja Robiné, Patrick Bimazubute, Lisa Spöri, Tilman Böhnke, Sebastian Kowski

 

Donnerstag 11.9. / Update25. Fire and Forget

„Update25.Fire and Forget“ ist eine Salve kurzer, extrem konzentrierter Text- und Klangkompositionen, ein Spaziergang durch die zerstörte Landschaft, übersät mit den Trümmern der brillantesten, bescheidensten und bösartigsten Erinnerungen und Errungenschaften der Menschheit: primitive Gewalt neben Poesie, offensichtliche Lügen neben Dokumentationen, Gelehrsamkeit neben Dummheit. Inmitten der Ruinen flirren Fragmente aus Beethovens Pastorale, Rockmusik-Zitate und Auszüge aus Schuberts Winterreise wie Irrlichter umher.

Werner Cee begann seine künstlerische Laufbahn mit einem Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt und arbeitete als freischaffender bildender Künstler. Gleichzeitig realisierte er elektroakustische Kompositionen. Später begann er, im Bereich der Medienkunst zu arbeiten und schuf großformatige Klang- und Lichtinstallationen.

Wettbewerb: - /// Das lange brennende Mikro (bis 60 Min.)

 42:17 / 2025, 

Autor, Regie, Musik, Ton: Werner Cee:

Sprechende: Neville Tranter

 

Freitag 12.9. / one more!

Meine neueste Folge mit dem Titel „One more!“ handelt von einem 29-Jährigen, der glaubt, er könne eine so gute Party schmeißen, dass er seine Freunde in ihre Jugend zurückversetzen kann. Ich habe eine Party aufgenommen, die ich geschmissen habe, und dann dieses Audiomaterial (das ich alle meine Freunde dazu aufgefordert habe, meiner Geschichte anzupassen) verwendet, um die Geschichte einer Version von mir selbst zu erzählen.

Alex Moore: Hallo, ich bin Alex! Geboren und aufgewachsen in Portland, Oregon. Ich bin ein unabhängiger Podcaster, der in seiner Freizeit Geschichten schreibt und sie als Leidenschaftsprojekte umsetzt.

28:36 / 2025, 

Autor, Regie, Ton: Alex Moore

 

Sonnabend 13.9. / Zone Orient - made in Germany

inhalt: Das Produktionsteam eines Hörspiels inszeniert das reale Vernehmungsprotokoll von Anton Winkelnkemper, dem ehemaligen Direktor des NS-Auslandsrundfunks. Doch die Probe gerät aus dem Ruder: Ein Streit über Erinnerung, Verantwortung und Darstellbarkeit entbrennt. Das Stück fragt, wie postmigrantische Perspektiven deutsche Geschichte hörbar machen – ohne sie zu glätten oder zu verzerren.

Ausgehend von einer Recherche zum NS-Auslandsrundfunk bin ich auf das Vernehmungsprotokoll von Anton Winkelnkemper gestoßen – dem ehemaligen Direktor des NS-Auslandsrundfunks, der im Rahmen eines US-amerikanischen Prozesses gegen englischsprachige Sprecher*innen der Überseesender in Boston aussagte. Dieses bislang wenig beachtete Dokument bildete die Ausgangslage für die Arbeit an einem Hörspielmanuskript, das im Rahmen einer künstlerischen Abschlussarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar entstand.

Es war mir ein Anliegen, die Figur Winkelnkemper ins Zentrum zu stellen und sie in einen Zusammenhang mit aktuellen erinnerungspolitischen Debatten zu bringen. Daraus entstand ein Hörspiel im Hörspiel: Eine fiktive Gegenwartsebene erzählt von einem Produktionsteam, das versucht, das historische Protokoll künstlerisch umzusetzen und dabei in Auseinandersetzungen über Verantwortung, Darstellbarkeit und postmigrantische Perspektiven gerät.

Amir Shokati, geboren 1992, ist freischaffender Medienkünstler, Audioproduzent, Regisseur und Autor. In seinen Arbeiten setzt er sich mit gesellschaftlichen Ungleichheiten, Erinnerungskultur und Identität auseinander. Besonders interessiert ihn, wie Machtverhältnisse medial vermittelt und hinterfragt werden können. Er realisiert vor allem Hörspiele, Radiofeatures und medienübergreifende Formate, in denen dokumentarische, persönliche und politische Perspektiven zusammenkommen. Seine künstlerische Praxis versteht er als Einladung, solidarische Beziehungen jenseits von Herkunft, Klasse und Geschlecht zu denken und Räume zu öffnen, in denen neue Erzählungen entstehen können.

Die Aufnahmen fanden im Tonstudio des Theater X in Berlin statt.

40:40 / 2023, 

Autor, Musik: Amir Shokati

Regie: Amir Shokati & Anna Höllmüller (Regie-Assistenz)

Sprechende: Sasun Sayan (Karim Khorsandi), Johanna Leinen (Annika Berger) , Kathleen Gallego Zapata (Silke Riedl), Gert Klotzek (Walter Gniffke & Autofahrer), Silvia Juliane Reichert (Frieda), Jonas Breitstadt (Justin Krause), Lena Conzendorf (Clara Langer & Passantin), Gerrit Neuhaus (Torben Rahm & Erzähler), Sofie Heinz (Rezeptionistin)

 

Sonntag 14.9. / MUT AUF WAS NEUES

Zu diesem Klang-Projekt trafen sich Kinder aus dem Schickhardt-Gymnasium Herrenberg in der Stimm- und Klangwerkstatt, die im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wurde. Vor dem Mikrofon setzten sie sich mit ihren Heimatländern, Werten und Vorbildern, Krieg und Glauben auseinander und erlebten die Macht der Worte. Als Roter Faden ist die dienstälteste Reinigungskraft zu hören.

Schnell stellte sich heraus, dass Mut auf was Neues schon von allen Beteiligten aufgebracht werden musste... Alle Beteiligten lernten in der Werkstatt nicht nur ihre eigenen Stimmen besser kennen, sondern entwickelten auch eine besondere Aufmerksamkeit für die Stimmen und Geschichten der anderen.  „Das ist Demokratie“, meinte eines der Kinder. Gemeinsam entdeckten sie verborgene Talente, stärkten ihre Kommunikationsfähigkeit und erlebten, wie die Vielfalt der Perspektiven, auch der Religionen, ihrer Herkunft, ein harmonisches Ganzes ergeben kann, wie ihre individuellen Stimmen in einem großen, gemeinsamen Projekt zusammenklingen. Die Themen entwickelten die Kinder während der Aufnahmen selbst und fanden Klänge und Lieder dazu. Für viele war es das erste Mal, vor anderen zu singen und ihre Stimme selber zu hören. Alle Klänge, Gesänge, Instrumente wurden ausschließlich von den Kindern gespielt.

Meine Vorgaben als Werkstatt-Leiterin blieben sehr im Hintergrund. Ich habe mich von meinem Berührtsein leiten lassen, durch Zufall die Reinigungskraft vor das Mikrofon bekommen. Eine besondere Rolle in diesem kreativen Prozess spielte die dienstälteste Reinigungskraft der Schule, die vor 35 Jahren aus Griechenland nach Herrenberg kam. Ihre Stimme und Gedanken fließen in das Klangspiel ein und werden zu einem verbindenden Element, das die Vielfalt der Lebensgeschichten widerspiegelt. Im Hintergrund sorgt sie seit 33 Jahren täglich dafür, dass die Kinder einen sauberen und sicheren Ort zum Lernen und Entdecken vorfinden. Hier bekommt nun auch sie eine Stimme und war ganz Ohr für die Gedanken der Kinder. Sie traute sich das nur einmal, ich hatte also ausschließlich diese eine Aufnahme von ihr, mit den Kindern gab es an zwei Nachmittagen für 3 Monate diese Werkstatt. In der Zeit wurde sehr deutlich, dass Kunst befreien kann, die Zunge auch lösen kann, so erzählten die Kinder viel darüber, was ihnen auf dem Herzen liegt. Ihre Gedanken können nun viele Menschen lauschen, was alle Beteiligten sehr stolz gemacht hat. 

Im „Abspann“ ist der Mitschnitt eines Konzerts des Schulchores zu hören, das während dieser Zeit stattgefunden hat.

Viola Gabor *1969 aufgewachsen mit einem Vater, der Sprecher beim SDR/SWR war, kamen schon mit 6 Jahren erste Sprechaufträge. Sprecherin für Hörspiele, Hörbücher Lehrfilme, Features, etc. / ab 1989 Studium der Sprecherziehung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. 1994 Abschluss als Diplom Sprecherzieherin/Sprecherin, Sängerin. Velfältige Aus-und Weiterbildungen zu Atem- und Körpertherapeutin. Regiearbeiten in Berlin (Arena) und Stuttgart (Theaterhaus) / seit 1990 bis heute literarisch-musikalische Tourneén, u.a.mit Dietmar Schönherr, Gioconda Belli, Ernesto Cardenal, Dorothee Sölle, Grupo Sal usw. / zahlreiche Engagements als Sprecherin in Tonstudios, oder im eigenen Studio Zuhause. Stimm-und Sprechcoach für Schauspieler*innen, Führungskräfte in der Wirtschaft, Lehrer*innen, Pfarrer*innen, Schulkinder.... Aufträge als Trauerbegleiterin, Trauerrednerin. Autorin des Buches „Das kleine Buch von Abschied und Neubeginn“ / 2020/21 Stipendiatin des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft, im Rahmen der NRW- Corona-Hilfen, eines der Projekte: 1.Klangspiel. „Corona Ciao“, gewann den 1. Preis beim Berliner Hörspiel Festival (das kurze brennende Mikro), es folgten weitere, seit 2013 Mutter einer entzückenden Tochter. Nach Stuttgart, Berlin und Köln nun wohnhaft in Herrenberg

bisher: 2021 Klangspiel „Corona Ciao“ - gewann den 1. Preis beim BHF, in der Kategorie „das kurze brennende Mikro“, gefördert durch ein Stipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW. Mit dem 2. Stipendium entstanden weitere Klangspiele und Klangportraits

40:25 / 2024, 

Autorin, Regie, Musik: Viola Gabor

Sprechende: viele Schüler und Reinigungskraft des Schickhardt Gymnasiums Herrenberg

 

Montag 15.9. / Warum nimmt sie nicht ein Taxi

Warum nimmt sie nicht ein Taxi?

Antonia Walther wurde 1992 in Berlin-Mitte in eine Familie geboren, die sich früh trennte. Schon früh entwickelte sie ein großes Interesse an Musik (insbesondere Nina Hagen, Beatles, Lydia Lunch) und begann Klavier zu spielen und Ballett zu tanzen, wo sie ein Gefühl für Rhythmus und Klänge entwickelte. Im Winter 2022/23 kehrte sie in die Ukraine zurück, um ein sehr persönliches Projekt über ihre Wurzeln fortzusetzen, das sich auf ihre Mutter konzentriert, die als Russin in der Ukraine lebte. Diese Reise begann 2014 während der Maidan-Proteste in Kiew, und der Film befindet sich derzeit in der Postproduktion. Für diesen Film organisierte sie den Ton am Set und interessierte sich für verschiedene Arten von Mikrofonen. 2023 drehte Antonia einen neuen Spielfilm in Potsdam, in dem sie anhand der Geschichte einer wohlhabenden Familie, die einen ganzen See privatisieren will, Themen wie Gier und Ausbeutung untersucht.

36:00 / 2025, 

Regie, Autorin: Antonia Walther

Ton: Antonia Walther, Alex Leser, dffb, Paul Ziesche, Marlon Moser, Luka Barajevic, Niklas Kammertöns

Sprechende: Martina Schöne-Radunski, Caner Sunar, Tim Czerwonatis, Mareike Danisch, Andreas Berg, Anton Wunderlich, Antonio Cerezo

 

Dienstag 16.9. /  In the Ear of the Valley

Josephine Dickinson ist gehörlos und hat eine besondere Beziehung zu Klang. Die Dichterin lebt abgeschieden in den Pennines, einer rauen Hügellandschaft Nordenglands. Im dokumentarischen Hörstück verweben sich Alltagsszenen mit gelesenen Texten und Reflexionen über ihr Hören in der Landschaft. Die offene Struktur spiegelt ihre Wahrnehmung ihre Umgebung und bewegtes Leben wider. Zentral ist die Frage, was Hören bedeuten kann, wenn es nicht ans Gehör gebunden ist. / Dank an: Laura Harrington

Ludwig Berger (Aufnahmen und Komposition) ist Klangkünstler und erforscht das Hören von Landschaften aus einer mehr-als-menschlichen Perspektive. Er studierte elektroakustische Komposition, war Forscher am Institut für Landschaftsarchitektur der ETH Zürich und ist Deep-Listening-Instruktor. Seine Werke wurden mit dem Prix Ars Electronica und den Sound of the Year Awards ausgezeichnet. Aufgewachsen im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vogesen, lebt er heute in Montreal.

Josephine Dickinson (Texte) ist eine britische Dichterin. Sie verlor im Alter von sechs Jahren ihr Gehör, studierte Klassische Philologie in Oxford und arbeitete als Komponistin. 1998 zog sie nach Alston, wo sie den Schäfer Douglas Dickinson heiratete. Ihr preisgekrönter Gedichtband Silence Fell (2007) ist ihm gewidmet. Sie arbeitet interdisziplinär mit Musikern, Filmemachern und bildenden Künstlern.

Florian Fischer (Dramaturgie) studierte Philosophie, Anglistik, Geschichte und Theaterregie in München. Sein Diplomprojekt Der Fall M gewann den Fast Forward Preis für junge Regie. Er arbeitet multidisziplinär mit Sound, Theater, Mode und Theorie. Engagements führten ihn u. a. ans NTGent, Staatsschauspiel Dresden, Deutsche Schauspielhaus Hamburg und Schauspielhaus Wien. Für Operation Kamen erhielt er 2019 den Kurt-Hübner-Regiepreis.

44:59 / 2025, 

Autoren: Josephine Dickinson & Ludwig Berger

Dramaturgie: Florian Fischer

Regie, Musik, Ton: Ludwig Berger

Sprechende: Josephine Dickinson

 

Mittwoch 17.9. / Symbionts

In diesem Spiel mit der Realität steht die sogenannte "rot-grüne Zelle" in Halle vor dem Gericht, da sie als symbiotische Daseinsform ein anderes Leben mit der Natur am nahen Geiseltalsee versucht hatten. Der Prozess und die Demonstrationen davor geraten aus dem Ruder.

DIY, no money at all- (fast) alle Beteiligten hatten vorher noch nie mit Hörspiel zu tun. und ein Gruß an die Akteurinnen der Letzten Generation, der Fridays for Future-Bewegung, der Bewegung Extinction Rebellion, der Gruppe Ende Gelände und Dank an Leo Kurtenbach, an die Simultanübersetzerin Ute Seitz, den Bienenforscher Prof. Dr. Robert Paxton, an arte, an das Kunstforum, an Bruno Latour, an David Abram und Richard Powers, an Lukas Holfeld, Hartmut Rosa, Julia Grillmayr, Judith Elisabeth Weiss, an die wunderbare Rikki Ducornet, an die MusikerInnen an den Winzer Lars Reifert, den Geiseltalsee e.V., das "Assembly of desire" in Assam - speziell an Mriganka, an Burghard Vogel für die Bild-Begleitung und natürlich an die revolutionäre Symbionts-Gruppe am Geiseltalsee.

Ralf Wendt arbeitet im Bereich Performance, Radiokunst, Audiokunst und Installation Er beschäftigt sich innerhalb der zeitbasierten und literarischen Künste mit der Dekonstruktion menschlicher und tierischer Sprache und hinterfragt dabei die Ordnung der Dinge.

Seit Mitte der 90er Jahre thematisiert er in Performances, Filmen und Radiokunst eine Poetik der Störungen, auch mit dem internationalen Performance-Kollektiv Wolf In The Winter. Die Verbindung von Performancekunst mit dem Medium Radio führte Wendt aus den Galerien und Festivals ins freie Radio. Als Kurator von Kunst-, Musik- oder Radiokunstfestivals wie dem FreiWild Festival (1996-2000), Art for Animals (2011), Radio Revolten (2006, 2016) und „Anybody out there?“ in der D21 Gallery (2020) bringt Wendt verschiedene Formen des künstlerischen Ausdrucks zusammen, die sich mit utopischen/dystopischen gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Störungen befassen. Er teilt seine Erfahrungen als Pädagoge an mehreren Universitäten, Kunstschulen und Medienbildungszentren. Im Jahr 2020 wurde er beim 11. Berliner Hörspielfestival für sein naturbezogenes Werk „Hauser“ ausgezeichnet, schuf Radio Mischpoke als mobile Radioaktion beim Hyderabad Literary Festival in Indien und verfasste verschiedene Radioarbeiten für das Werkleitz-Festival in Halle, das RadioLab Seanaps Festival in Leipzig, Common Waves in Tiflis und Spam + Kinzonzi in Kinshasa und Berlin. Seit 15 Jahren arbeitet er im Bereich der queeren Ökologie mit einer Reihe von Performances, Audiowerken und Installationen. Zusammen mit seiner Partnerin Jasmina Al-Qaisi führt er häufig live mobile Radiokunst-Situationen und Ausstellungen durch. Wendt unterrichtet außerdem im Bereich Radio-Pädagogik für verschiedene Organisationen in Deutschland und im Ausland.

 

59:54 / 2023, 

Autor, Regie, Ton: Ralf Wendt

Musik: music-data:

Sprechende: Ralf Wendt, Thomas Rabisch - den Verteidiger, Larissa Wallat- die Verteidigerin, Stephanie Kurtenbach, die Richterin, die Zeugen Jan Langhammer - Naturschutz-Beamter, Leon Kostner - VS, Jasmina Al-Qaisi - Bine, Gerd Kiermeyer - Ranger, Prof. Dr. Jesse, Lynn Margulis, Frau Prof. Rosi Braidotti, Elisabeth Rändel und ein Dank an die Reporterinnen Veronika Grandke und Tina Klatte, Ute Seitz-Übersetzer

 

Donnerstag 18.9. /  Im Palast um vier Uhr früh

In einem der heruntergekommenen Ateliers des Gebäudes Rue Hippolyte-Maindron 46 im 14. Pariser Arrondissement. Eine Sommernacht des Jahres 1933. Den Schweizer Alberto Giacometti lernt Meret Oppenheim in Paris kennen, als er gerade an seinen surrealistischen Objekten arbeitet. Sie besucht ihn in seinem Atelier und beide führen einen intensiven Dialog, welcher erst im Morgengrauen endet. Er verliebt sich in dieser Nacht in die jüngere Künstlerin, doch seine Liebe wird nicht erwidert …

Dieses Hörspielmanuskript entstand bereits im Jahr 1999. Damals wurde es von allen Hörspielredaktionen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten abgelehnt und verschwand anschließend für 25 Jahre in einer Schublade des Autors. Zum Zeitpunkt seiner Entstehung war an eine Eigenproduktion allein wegen fehlender technischer Möglichkeiten überhaupt noch nicht zu denken. Dies hat sich erfreulicherweise grundlegend geändert. Der Hartnäckigkeit der Sprecherin Dána-Maria Dewerny ist es jedenfalls zu danken, dass sie nach einem Hörspieltext suchte und sich schließlich für dieses Manuskript entschied. Ein glücklicher Zufall wollte es auch so, dass sich der Sprecher Thomas Fedrowitz ebenso für die Thematik wie auch für den Inhalt begeisterte und er sogar über ein eigenes kleines Wortstudio verfügte. Innerhalb zweier Aufnahmesitzungen waren die Dialoge eingesprochen. Die Postproduktion und Regie übernahm schließlich der Autor selbst.

59:37 / 2024

 

Freitag 19.9. / Nachsuche

In einem Waldgebiet verrichten zwei junge Männer, Matthias und Aaron, ihren Dienst: Ihre Aufgabe ist es, Schrott einzusammeln, der vom Himmel fällt. Gelangweilt von der Einöde und der Isolation vertreiben sie sich die Zeit mit Sport und gelegentlichen Blödeleien – bis ein leichtsinniges Machtspiel ihre Freundschaft auf die Probe stellt und einer gefährlichen Eskalation mündet.

Ursprünglich war dieses Projekt als Kurzfilm gedacht, konnte aber aufgrund fehlender Finanzierung nicht realisiert werden.

23:22 / 2024

 

Sonnabend 20.9. / Ich spiele mit dem Gedanken, eine Symbiose mit einer Motte einzugehen

Das Hörspiel verhandelt Alkoholabhängigkeit und Sucht anhand einer autofiktionalen Erzählung. Die Protagonist*innen des Stücks, die sich selbst sehr sicher sind, Figuren einer Tragödie zu sein, flimmern durch einen gemeinsamen Diskurs. Vom ‚Chor des verelendeten Proletariats‘ durch das Stück getrieben, das sie mal in die Tiefsee, mal ins Auge des Autoren führen wird, entwickelt sich eine Suche nach einer identitätsstiftenden Poesie.

Das Stück entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar.

55:29 / 2025

 

Sonntag 21.9. / Geteiltes Leid - Folge 1 "Inside Leonie"

»Geteiltes Leid« ist ein vierteiliger Podcast über schädliche Psychotherapien, die ihren Ursprung in einer Jahrzehnte alten Verschwörungserzählung haben. In der ersten Folge hören wir die Geschichte von Leonie, die in in einer Psychotherapie erfährt, dass sie seit ihrer Kindheit Opfer sog. rituellen Missbrauchs sei. Der Täter soll ein nahestehendes Familienmitglied sein. Nach der Diagnose verschwindet Leonie. Für die Eltern beginnt ein drei Jahre langer Alptraum.

Geteiltes Leid ist ein investigativer Storytelling-Podcast von Undone. Autorin ist Olga Herschel, die Recherche stammt von Sören Musyal, Originalmusik und Sounddesign: Jannik Werner. Wir sprechen mit Betroffenen und Verantwortlichen und gehen der Frage nach: Wie konnte es überhaupt so weit kommen?

43:47 / 2024